Die Entscheidung für eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) ist mehr als nur eine Investition in Ihre Zukunft. Sie machen Ihr Zuhause zu einem kleinen Kraftwerk, sparen langfristig Energiekosten und leisten einen aktiven Beitrag zur Energiewende. Doch bevor die Module auf Ihr Dach kommen, tauchen praktische Fragen auf. Eine der wichtigsten: Muss ein Dachdecker dabei sein?
Das hängt von mehreren Faktoren ab: dem Zustand Ihres Dachs, baulichen Anforderungen, rechtlichen Vorgaben und dem Gewicht der geplanten PV-Anlage.
meint Better Living Roof – eine Dachdeckerei aus Bad Kreuznach
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Zustand des Dachs: Das Fundament zählt
Ihr Dach ist das Fundament der PV-Anlage. Ist es nicht stabil genug, drohen langfristige Schäden. Beispiele:
- Ein älteres Dach mit brüchigen Ziegeln: Wenn Ihr Dach mehr als 20 Jahre alt ist, sollten Sie einen Dachdecker hinzuziehen. Er überprüft die Tragfähigkeit des Dachstuhls, ersetzt defekte Ziegel und dichtet kritische Stellen ab.
- Flachdach oder Steildach? Auf Flachdächern sind zusätzliche Lasten oft kein Problem, weil das Gewicht gleichmäßig verteilt wird. Bei Steildächern hingegen wirken höhere Wind- und Schneelasten auf die Konstruktion. Dachdecker wissen, wie diese Lasten abgefangen werden.
Was bedeutet das konkret in Zahlen?
Die meisten PV-Module wiegen etwa 15-20 kg pro Quadratmeter. Hinzu kommen Montagegestelle (ca. 10-15 kg/m²) und gegebenenfalls Ballast auf Flachdächern. Ein Dach muss also mindestens 25-40 kg/m² zusätzlich tragen können – und das, ohne dass Schneelasten oder Winddruck berücksichtigt werden.
- In Deutschland regeln die DIN-Normen 1055-4 (Windlasten) und 1055-5 (Schneelasten), welche Kräfte auf Dächer wirken. Beispiel: In schneereichen Regionen wie Bayern müssen Dächer bis zu 150 kg/m² Schneelast tragen können – plus PV-Anlage!
Bauvorschriften und rechtliche Anforderungen
Auch die rechtlichen Vorgaben machen den Dachdecker oft unverzichtbar. Deutschland hat strenge Vorschriften, wenn es um die Statik und Sicherheit von Gebäuden geht:
- DIN EN 1991 (Eurocode): Diese Norm regelt die Anforderungen an die Tragfähigkeit von Dächern und Gebäudeteilen.
- Landesbauordnungen (LBO): Jedes Bundesland hat spezifische Vorschriften. In vielen Bundesländern ist bei einer PV-Installation auf älteren Dächern ein statisches Gutachten verpflichtend.
- Brandschutz: Die Montage von PV-Anlagen darf den Brandschutz nicht beeinträchtigen. Ein Dachdecker sorgt dafür, dass durchdrungene Stellen (z. B. bei Kabelführungen) feuerfest versiegelt werden.
Was passiert, wenn Sie die Vorschriften ignorieren?
Fehlen Nachweise zur Statik oder Brandschutzmaßnahmen, können Behörden die Anlage stilllegen. Versicherungen könnten sich im Schadensfall weigern zu zahlen. Ein Dachdecker kennt diese Risiken und sichert Sie ab.
Praktische Beispiele: Wann der Dachdecker Pflicht ist
Beispiel 1: Dachsanierung vor der Installation
Ein Ziegeldach aus den 1990er-Jahren in Schleswig-Holstein zeigt erste Verschleißerscheinungen. Der Dachdecker prüft die Tragfähigkeit und entdeckt, dass die Unterkonstruktion aus Holz durch Feuchtigkeit beschädigt ist. Ohne eine Sanierung könnten die zusätzlichen Lasten der PV-Anlage langfristig das Dach zum Einsturz bringen. Eine Sanierung kostet je nach Aufwand zwischen 80 und 150 Euro pro Quadratmeter. Klingt teuer? Vergleichen Sie das mit den Kosten für eine komplette Dachreparatur nach einem Schaden – oft mehrere Zehntausend Euro.
Beispiel 2: Flachdach mit Dachbegrünung
Ein modernes Flachdach mit Begrünung soll eine PV-Anlage erhalten. Die Dachbegrünung speichert Wasser und erhöht das Gewicht. Der Dachdecker berechnet, dass zusätzliche Verstärkungen nötig sind, um die Tragfähigkeit von 250 kg/m² auf 300 kg/m² zu erhöhen. Kostenpunkt: etwa 30-50 Euro pro Quadratmeter für Verstärkungsmaßnahmen. Ohne diese Anpassung könnte das Dach bei starkem Regen unter der Last zusammenbrechen.
Beispiel 3: Neubau mit PV-Planung
Bei einem Neubau können Dachdecker und Solarteure gemeinsam arbeiten. Das Dach wird von Anfang an auf die Anforderungen einer PV-Anlage ausgelegt. Das spart später Zeit und Geld. Ein gut geplantes Neubau-Dach kostet etwa 10-15% mehr, hält dafür aber Jahrzehnte – auch mit PV-Anlage.
Wann können Sie auf den Dachdecker verzichten?
- Neubau mit Statikprüfung: Wenn Ihr Neubau bereits alle Anforderungen erfüllt und die PV-Firma eine technische Begutachtung übernimmt.
- Junges Dach ohne Mängel: Ein Ziegeldach, das weniger als zehn Jahre alt ist, keine Schäden aufweist und mit einem statischen Gutachten versehen ist, benötigt in der Regel keinen Dachdecker.
- Flachdächer ohne Zusatzlasten: Bei Flachdächern ohne Begrünung kann die Montage oft direkt durch die PV-Firma erfolgen. Wichtig ist, dass die Abdichtung unbeschädigt bleibt.
Aber Vorsicht: Selbst bei vermeintlich guten Dächern können versteckte Probleme lauern – wie lockere Ziegel, undichte Stellen oder unzureichende Dämmung.
Kosten-Nutzen-Abwägung: Lohnt sich der Dachdecker?
Ja, ein Dachdecker kostet Geld. Aber wie sinnvoll ist es, an der Basis zu sparen? Eine unsachgemäße Installation kann nicht nur teure Schäden am Dach verursachen, sondern auch die Effizienz der PV-Anlage beeinträchtigen. Schäden durch Regenwasser, lockere Module oder zusätzliche Reparaturen können mehrere Tausend Euro kosten.
Ein professioneller Dachcheck kostet zwischen 300 und 1.000 Euro, je nach Größe und Zustand des Daches. Ist eine Sanierung nötig, liegen die Kosten bei 3.000 bis 20.000 Euro – abhängig von der Größe und dem Umfang der Arbeiten. Klingt nach viel? Ja. Aber ein dichtes, stabiles Dach hält 30 Jahre oder mehr und sichert Ihre PV-Anlage ab.
Fazit: Lieber ein Experte zu viel als einer zu wenig
Ein Dachdecker ist keine Pflicht, aber oft eine kluge Entscheidung. Besonders bei älteren Dächern oder Unsicherheiten ist er Gold wert. Er sorgt dafür, dass Ihre PV-Anlage stabil, sicher und langfristig arbeitet. Schließlich wollen Sie sich über sauberen Strom freuen – und nicht über plötzliche Leckagen oder instabile Module ärgern.
Wenn Sie sich fragen, ob Ihr Dach einen Dachdecker braucht, lassen Sie es prüfen. Es spart Nerven, Geld und gibt Ihnen die Sicherheit, dass Ihr Projekt auf einer soliden Grundlage steht.
Wir vermitteln gerne einen Dachdecker aus Schleswig-Holstein für Sie.